12. April – 28. Juni 2014

Written on Tablets of Flesh

Erik Bünger

In einer Gesamtinstallation zeigt der schwedische Künstler, Autor und Musiker Erik Bünger bei M29 ein persönliches Archiv aus verschiedenen Objekten, Requisiten und Fundstücken, das die Trilogie seiner Video-Performance-Arbeiten »The Third Man«, »A Lecture on Schizophonia« und »The Girl Who Never Was« mit einander verbindet.

Bünger agiert hier zwischen Filmcollage, Vortrag und Performance. Er spielt mit Fiktion, Theorie, Mythologie und persönlichen Erinnerungen, ebenso mit Wahrheit und Lüge. Seine Arbeiten umkreisen das Phänomen Stimme. Bünger beschreibt ihre unheimliche, nicht fassbare Existenz und beschäftigt sich mit ihrer Mystifizierung, Transkription, Simulation, Verwandlung wie Manipulation.

Seine letzte und neuste Videoarbeit und Lecture-Performance »The Girl who never was« beginnt mit der ersten Aufnahme einer menschlichen Stimme überhaupt. Es wird erzählt, dass im Jahre 1860 ein Vater die Stimme seiner kleinen Tochter, die ein Kinderlied singt, zum ersten mal auf dem Papier aufzeichnete und als visuelle Einschrift festhielt. Aber ist es wirklich die Mädchenstimme, die schließlich im Jahre 2008 erst wieder entdeckt und als Schall zurückgebracht wieder zum Leben erweckt wurde? Und was hat sie mit der Verwandlung der Stimme des Computers HAL in Kubricks »2001: A Space Odyssey« gemein, der bedrohlichen und vernichtenden Stimme einer künstlichen Intelligenz, die am Ende verlangsamt ein Kinderlied vorsingt bis sie ganz verstummt?